Jeder Tropfen zählt
“Wo zwischen dem Hotel am Khyargas Nuur und Songino finden wir Wasser?”
…dies ist die Frage, die wir seit bald zwei Wochen allen Leuten stellen, die diese Region kennen oder zumindest aus dieser Richtung kommen.
“Da gibt’s keines!” ist fast immer die erste Antwort. Ziehen wir Strassenverhältnisse und Wind in Betracht, müssen wir realistisch gesehen vier bis fünf Tage für diese 250 km lange Strecke rechnen. Wenn wir unsere Wassertanks komplett füllen, reicht dies aber nur gerade für 2.5 Tage. Beim zweiten Nachfragen erinnert sich dann aber doch fast jeder an einen Fluss oder wenigstens ein paar Jurten auf halbem Weg.
Eigentlich beginnt die Halbwüste schon etwa 100 km vor dem Khyargas Nuur. Dieser gigantische Salzsee ist sozusagen das Mittelmeer der Mongolei und viele Familien fahren zum Baden hierher. Deshalb steht hier, mitten im Nirgendwo, ein Hotel.
Dies ist der letzte Boxenstop für uns bevors dann richtig trocken wird. Zum Glück ist es leicht zu finden, denn wir haben unsere Wasservorräte einer mongolischen Grossfsmilie verschenkt, die wegen einer Auto-Panne mitten in der Pampa stehen geblieben ist – mit fünf kleinen Kindern und ohne Wasser.
Panne im Nirgendwo – für uns eine beängstigende Vorstellung, für Mongolen teil des Alltags.
Auch wir springen in den herrlich kühlen See um mehrere Lagen Sonnencreme, Staub und Schweiss gegen eine dünne Salzkruste einzutauschen – ein echt guter Deal!
Mit vollen Wassersäcken und einigen kg Pasta ausgerüstet radeln wir schliesslich im Morgengrauen los. Bereits einige km später bringt ein chinesischer Strassenarbeiter seinen Riesen-Truck zum stehen, um uns ein Eistee zu schenken. Etwa 100 km weiter hält ein anderer Truck-Fahrer sein Ungetüm an, hängt sich aus dem Fenster, gibt Reto die Hand und gratuliert uns mit einem gigantischen Strahlen. Neben ihm drücken sich noch drei weitere Gesichter ans Fenster. Alle Daumen zeigen in die Luft.
Dank einer langen Siesta an Nachmittag können wir quasi zwei Etappen an einem Tag fahren und auch Wind und Pistenzustand sind uns freundlich gesinnt. Das ist gut so, denn der besagte Fluss scheint ausgetrocknet zu sein und an der Stelle finden wir gerade mal eine einzige Jurte. Hier kriegen wir zwar ein paar Liter Wasser, doch auch diese müssen verdient sein, denn kaum halten wir an, taumelt uns auch schon ein stockbetrunkener Lastwagenfahrer entgegen. Offensichtlich ist er mit einer Panne hier stehen geblieben. Natelempfang gibts natürlich weit und breit keinen und auch sein Akku scheint schon lange leer zu sein – ganz im Gegensatz zu seinem Wodka-Vorrat. Immer wiede zerrt er Reto mit Gewalt zu seinem Lastwagen. In seiner sturzbetrunkenen Verzweiflung kann und will er schlichtweg nicht verstehen, dass auch Reto nicht genau das Ersatzteil ln der Hosentasche hat, das nötig ist um seine Maschine zu reparieren.
Erst nach und nach wird die Landschaft wieder grüner…
Unterdessen sitzen wir seit bald zehn Tagen auf dem Rad und langsam aber sicher wäre mal ein Ruhetag angebracht. Seit Ölgii konnten wir aber keine einzige Unterkunft mehr finden und ein Ruhetag in der Steppe, ohne Schatten und Wasser macht halt auch nur halb soviel Spass. Also radeln wir weiter und weiter und sind immer wieder von Neuem beeindruckt wie weit die Orte auseinander liegen und wie winzig diese sind, wenn man dann mal irgendwo ankommt. Im Minimum gibt’s aber immer eine Tankstelle, ein Wasserhaus, ein paar Häuser und Jurten mit Wildwest-Style-Lattenzaun und ein paar Shops mit Süssgetränken, Biscuits und Pasta.
Gerade wird das Naadam-Volksfest in Ulaanbaatar im TV übertragen.
Instant-Saucen hat Reto zum Glück noch in Ulaanbaatar gefunden. Witzigerweise meist deutsche Produkte und so können wir in dem Land, in dem wir sonst nix verstehen, wenigstens lesen wie man Hähnchen an Paprika-Sahnesauce zubereitet. Wir machen’s ohne Hähnchen aber mit Pasta und es ist viiiel besser als ihr es euch vorstellen könnt – ein echtes Highlight, genauso wie diese Dose Pilze mit der Aufschrift “Gut und günstig – dritte Wahl”.
An einem Nachmittag sitzen wir auf einer Anhöhe und picken die letzten Spaghetti aus dem Topf während die Sonne die umliegenden Hügel in ein goldenes Licht taucht.
Die Idylle der Steppe könnte nicht vollkommener sein… bis der erste Tropfen fällt. Aus Erfahrung wissen wir, dass wir nun genau eine Minute haben bis der grosse Platschregen herunter prasselt und sind deshalb eifrig damit beschäftigt Regenkleider anzuziehen und Taschen zu schliessen als – mit gigantischem Knall – unweit von uns ein Blitz niedergeht. Innerhalb einer Zehntelssekunde fällt mein Herz in die Hose. Erst jetzt drehen wir uns um und realisieren welche Gewitterwand sich ganz leise von Hinten an uns herangeschlichen hat. Für einmal lassen wir alles stehen und liegen und kauern uns in die nächstbeste Mulde während das Gewitter mit Donnergepolter an uns vorbei zieht. Als es mit uns fertig ist, sind wir genau so pflitschnass und braun gesprenkelt wie ein Grossteil unserer Ausrüstung…
Liebe Grüsse aus einem Land das etwa 38 Mal grösser ist als die Schweiz und trotzdem weniger als halb soviele Einwohner hat,
Petra & Reto
Impressionen
Erste Waschmoeglichkeit nach der Durststrecke…
Great to hear from you my friend!
Enjoy beautiful life!!
Alles alles Gute zum Geburtstag, Reto!!!!
Hoffe es gab außer (reichlich!) Wasser auch ein leckeres Stück Kuchen ;)!!!
Lg und alles Gute euch beiden
Hannes
Hey ihr zwei
Das tönt ja super spannend was ihr da so erlebed!! 🙂
Ich froi mich scho uf de nechst Itrag und schick oi es paar Rägätropfe
Cecile
Hallo Reto & Petra,
ich hoffe, ihr habt ne gute Fahrt (…. beine, wetter, pisten , menschen ….) gehabt nachdem Aufenthalt hier in Tsetserleg. es hat mich sehr gefreut euch kennengelernt zu haben.
der deutsch sprechender Receptionist von Fairfield
beste Gruesse!
Nyam
Muchas gracias. ?Como puedo iniciar sesion?